„GEORG HEYM - DER GOTT DER STADT“ | 2013

Fünf farbige Tuschezeichnungen (jeweils, o.T.) collagiert auf 220 g/qm Aquarellpapier, naturweiß, Format: 17 x 24 cm, rückseitig signiert

Eigene Gedanken zum Gedicht:

In der Zerrissenheit dieses Gedichtes wird ein ganzer epochaler Irrtum bloßgelegt. Eine nicht mehr auf zu haltende Gewalt-Exesse überwältigt die Menschheit und zeigt den Gedanken des Todes und die Nivellierung des Menschlichen auf. Diese Befindlichkeiten werden in stark expressiven Gedanken verinnerlicht und verdeutlicht gleichzeitig eine Zukunft ohne Gewissen. Die menschliche Existenz wird auf die Probe gestellt, das infiltrieren der Macht eines doch machtlosen Gottes, eines Urgottes, zeigt auf, dass der Mensch nur ein Rad in einem Göttergetriebe ist. Die Ohnmacht der Menschen wird durch den Korypantentanz dargestellt. Ein sich ewiges Drehen um sich Selbst. Das Gebilde Stadt ist ein Moloch der unendlichen Möglichkeiten, unmittelbar und doch gleichzeitig Existenz bejahend. Das zerstörerische Chaos beinhaltet auch eine Art des Neubeginns für die Menschheit. Ich habe versucht diese Zerrissenheit und das Chaos in meinen Arbeiten zu versinnbildlichen.

Katja Hochstein 2013

GEORG HEYM
DER GOTT DER STADT

1 Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
2 Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
3 Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
4 Die letzten Häuser in das Land verirrn.
5 Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
6 Die großen Städte knieen um ihn her.
7 Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
8 Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
9 Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
10 Der Millionen durch die Straßen laut.
11 Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
12 Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
13 Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.
14 Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
15 Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
16 Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
17 Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
18 Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
19 Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
20 Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

"georg heym - the god of the city" | 2013

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